Berichte von der 2. Diözesanversammlung

- Persönliche Eindrücke unserer Delegierten

- Persönliche Eindrücke von den Hauskreisen

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Persönliche Eindrücke unserer Delegierten

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Beim Rückblick auf die 2. Delegiertenversammlung möchte ich wieder mein Logbuch zur Hilfe nehmen:

Regina Polak sprach in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten Versammlung vom notwendigen Transformationsprozess in dem sich die Kirche befindet und von dem großen Potential, das in den Gemeinden spürbar ist – von leidenden Kirchenmitgliedern, die zugleich liebende und mutige Kirchenmitglieder sind. Diese Mischung von Verunsicherung und Leiden an der und in der Kirche auf der einen und Aufbruchstimmung auf der anderen Seite haben für mich die ganzen 3 Tage geprägt.

„Ich rede gern über meinen Beruf!“ – sagte Georg Spatt (Ö3) in der Podiumsdiskussion „Reizwort Mission“ am Donnerstagabend. Ich frage mich: wie spreche ich über meine Berufung, meine Kirchenzugehörigkeit – gerade jetzt in schwierigen Zeiten?
Die Meinungsforscherin Sophie Karmasin berichtete, wie sie über die Erstkommunion ihrer Söhne ein anderes Gesicht von Kirche wahrgenommen hat, eine hilfsbereite Gemeinschaft, ein einladendes offene Klima… Das erleben auch Erstkommunioneltern in unserer Gemeinde, wie gehen wir weiter auf sie zu?

Am 2. Tag der Versammlung war ich im Workshop „Kommt und seht“ – Wie erheben wir unsere Stimme in der Gesellschaft?
In unserer Gruppe wurde deutlich, dass es in diesen Tagen wohl auch heißen muss: Komm und hör! Hör auf die Fragen und Klagen der Menschen, tritt in einen Dialog und hör in den Stimmen der anderen, wie Gott zu dir spricht. Über unsere Glauben zu reden heißt zuerst ihn in Taten bezeugen, bereit sein ihn, da wo wir sind ins Spiel zu bringen. Gelungen ist dieses Zeugnis, wenn es beide Seiten, Kirche und Gesellschaft, verändert.
Mir ist dazu im Ohr der Einwurf einer Teilnehmerin beim offenen Mikrophon, man möge doch nicht von Missionswoche sprechen sondern von einer „Woche des Teilens und Schenkens“, denn auch wir werden beschenkt von denen, auf die wir zugehen wollen und die auf uns zugehen.

Viel gesprochen wurde über Strukturfragen in der Kirche, über notwendige Reformen in einer Zeit des Umbruchs. Da wurde am stärksten spürbar, von welch unterschiedlichen Kirchen-, Gemeinde- und Pristerbildern wir ausgehen. Dankbar bin ich über den Studientag zur Gemeindeleitung zu dem Kardinal Schönborn im September 2010 einlädt. Ich hoffe auf eine offene Diskussion und den Mut zu konkreten Schritten in dieser Frage in unserer Erzdiözese.

Roswitha Feige

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Bei der 2. Diözesanversammlung dabei zu sein, war für mich sehr beeindruckend.

Auf dem Podium ging es um die Frage, was die Kirche tun kann, um überzeugend zu wirken. Es gab ein breites Spektrum an Vorschlägen: von "alle Werbung sein lassen und Räume der Stille bieten" bis zu "eine positive Botschaft an jeden Menschen vermitteln (das Beispiel war: "der Himmel ist in dir!") und "in einer Weise sprechen, die auch bei den Menschen ankommt, die nicht zur Kirche gehören".

 
Angesichts der Wortmeldungen wurde mir deutlich, dass es in der Diözese ein so breites Spektrum von Missionsvorstellungen und von Erwartungen an christliches Engagement gibt, die gar nicht mit einem einzigen Konzept aufgefangen werden können. Manche verstehen unter Mission das Ansprechen von Menschen, für die der Glaube etwas Fremdes ist; für andere ist es die Verkündung "der Wahrheit"; für wieder andere ist es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die Menschen ernst zu nehmen, wie sie sind, und im Gespräch selbst bereit zu sein, dazu zu lernen.
 
Für mich habe ich "missionarisch sein"  übersetzt mit "Zeugnis für meinen Glauben geben". Das beginnt damit, dass ich mir selbst darüber klar werde, was für mich Christentum heißt und wie ich das in meinem persönlichen Handeln zum Ausdruck bringe. Danach kann ich überlegen, wo ich persönlich Zeugnis geben kann und wie ich das tue - in der eigenen Partnerschaft und Familie, in der Begegnung mit Menschen, im Berufsalltag, und, so es meine Zeit und meine Umstände erlauben, in der Pfarre - auch hier in meiner ganz spezifischen Weise.
 
Eine Pfarre könnte sich auch insgesamt überlegen, ob sie einen Schwerpunkt setzen möchte, in dem sie in besonderer Weise Zeugnis geben kann, für den sie sich besonders einsetzt. So könnte es Pfarren mit einem blühenden Engagement für Senioren geben oder mit einem Schwerpunkt in der Kinderarbeit; auch wenn eine Pfarre für alle Pfarrmitglieder da ist, kann sie doch nicht mit derselben Energie alle Möglichkeiten ausschöpfen. Mit den eigenen Ressourcen muss jede Pfarre nämlich gut haushalten, damit die Engagierten nicht auf die Dauer innerlich ausbrennen.
 
Ein weiterer Gedanke ist mir wichtig: Wer neue Menschen in die Pfarre einlädt und in einem klassischeren Sinn missionarisch sein will, der braucht einen Hintergrund, d.h. eine Pfarre oder eine Gruppe in der Pfarre, die ihn mit trägt. Menschen gewinnen heißt, auf ihre Sorgen und Bedürfnisse eingehen. Doch ein solches Engagement kann auch ein Engagement auf länge Zeit hin erfordern, das möglicherweise die persönlichen Möglichkeiten übersteigt. Dann ist es gut, wenn man andere Menschen im Hintergrund hat, die ein neues Pfarrmitglied willkommen heißen und mittragen. Vor allem aber sollte dieses Engagement aus einer eigenen Freude erfolgen, die man selbst weitergeben möchte, und nicht aus einem Leistungsdenken herrühren. Letztlich ist es doch Gottes Geist, der wirkt - wir dürfen uns nur helfend zur Verfügung stellen.
 
 
Sigrid Müller

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Offenheit – Verantwortung – Sendung

In diesen 3 Stichworten kann ich meine persönlichen und prägenden Eindrücke der Delegiertenversammlung zusammenfassen.

Dreifache Offenheit:

-         geistige Offenheit im gemeinsamen Beten, Singen, Hören und Stillsein bei Jesus

-         menschliche Offenheit in den Begegnungen und bei Äußerungen des Kardinals.

-         Offenheit vieler Menschen, Erkenntnisse und Erfahrungen anderer Männer und Frauen bei Gesprächen und Diskussionen bewusst wahrzunehmen und sie in ihrer Bedeutung zu erkennen.

Verantwortung:

Glaubenserfahrung ohne entsprechendes religiöses Wissen kann Beliebigkeit und Unverbindlichkeit bedeuten, Glaubenswissen ohne vorangehende und begleitende religiöse Erfahrung wirkt leer und kann lebensfern sein.

Für das geistige Wachstum, die Verlebendigung des katholischen Glaubens innerhalb und außerhalb der Kirche und die Mission bin ich dankbar  für vielfältige göttliche Begabungen, Talente und kreative Ideen von Menschen. Mit diesem Schatz muss  die Kirche verantwortungsvoll umgehen und diesen nutzen. Um geistig fruchtbar zu sein ist er uns von Gott in der Gemeinschaft der Kirche anvertraut. Die Delegiertenversammlung war darin eine ganz ermutigende Erfahrung. Es leben und wirken darüber hinaus in unserer Gesellschaft noch viele andere Menschen als Christinnen und Christen, die sich gerufen und berufen wissen, Jesus nachzufolgen. 

Sendung:

Wir befinden uns nach der 2. großen Etappe des Prozesses Apg 2010. Wir sind gesandt, in mehrfacher Hinsicht aufzubrechen, neue Perspektiven zu entdecken und bewusst weiterzugehen.

Konstantin Spiegelfeld

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Wir waren 1.400 Delegierte bei der 2. Diözesanversammlung im Rahmen von „Apostelgeschichte 2010“ im Dom. Drei Tage lang.
Das Eingangsreferat hielt Kardinal Schönborn zum Thema „Vom Wendepunkt der Hoffnung“. Es ging darum, wie wir als Kirche das Evangelium in der heutigen Zeit weitergeben können – mit welcher Haltung, mit welchen Methoden.
Und es ist Fastenzeit, und in der Krise der katholischen Kirche kann jeder und jede spüren, dass uns ein kalter Wind ins Gesicht bläst - auch im Dom war es kalt.

In diesen drei Tagen gab es Vorträge und Podiumsdiskussionen. Es gab persönliche Zeugnisse und Arbeitsgruppen – ich war in einer, die sich mit dem Thema „Lebt als Gemeinde so, wie es dem Evangelium entspricht“ beschäftigte. In über 30 Workshops wurden Methoden zur Weitergabe des Glaubens vorgestellt, die in Pfarren schon funktionieren. Zwei aus unserer Gemeinde, Michaela Sturm und Gabi Einberger, stellten unsere „Offene Kirche“ vor, die wir jeden Mittwoch Nachmittag anbieten.
Es gab „Offene Mikros“, wo jede und jeder ihre Meinung sagen konnte.
Und wir sangen und beteten – wie kann sonst der Geist Gottes wirksam werden?

Zwei persönliche Erfahrungen:

 Ich lud zu einem Hauskreis bei mir daheim ein – zehn Menschen, davon fünf Delegierte trafen zusammen und sprachen miteinander über „Gott in meinem Leben“.
Eine Erfahrung, zu der ich ermutige: Mit Freunden, Bekannten, Nachbarn,… über den Glauben ins Gespräch kommen.

Bei einer Podiumsdiskussion sagte Ö3-Senderchef Georg Spatt, dass er gerne über seinen Beruf erzähle.
Wann haben wir zuletzt im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Familie – trotz aller Schwierigkeiten heute – erzählt, dass wir gerne Christinnen und Christen sind, die an die Erlösung glauben.

Die Kirche von Wien stand zusammen als nachdenkliche, teils ratlose Kirche, wie es weitergehen kann – aber es ist Fastenzeit. Und nach dem Karfreitag kommt Ostern!

Herr, wir können nicht schweigen, über das, was wir gesehen und gehört haben.
Herr, wir können nicht schweigen, denn du bist auferstanden.

Heinz Weinrad

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Persönliche Eindrücke von den Hauskreisen

Am Freitag, 12. März 2010 wurden im Rahmen der Diözesanversammlung "Hauskreise" angeboten.
In Privatwohnungen wurde über die Frage "Wo ist Gott in meinem Leben?" gesprochen, eingeladen waren Delegierte, aber auch Freunde, bekannte, Nachbarn,... der Gastgeber/-innen.

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(Roswitha lud zu einem englischsprachigen Hauskreis ein - mit Migrantinnen und Migranten aus ihrem Bekanntenkreis. Leider meldete sich keine/r der 1.400 Delegierten zu diesem Kreis dazu.)

Nachdem die Enttäuschung, dass wir quasi unter uns waren verflogen war - wir haben uns geeinigt, dass es für die anderen mindestens eine solche Herausforderung (und Scheu) bedeute Englisch zu sprechen wie für die
Anwesenden Deutsch - ergab sich ein ungeheurer dichtes und bereicherndes Gespräch. Ich habe viel gelernt!
- sehr berührendes Zeugnisse, wie Gott uns in und durch unseren Lebensweg erreicht hat
- Strategien des Umgangs mit belastenende Kirchensituationen - Missbrauchsfälle gibt es nicht nur bei uns...
- das Leben als Christ in der Fremde
- die Nähe Gottes in der Not
- vom Geist der Unterscheidung und dr Bedeutung der Stille und des Gebetes
- von der österreichischen Kirche in der Nachkriegszeit und heute um nur einiges zu nennen

Wir haben uns alle beschenkt getrennt und als Menschen, die einander wieder sehen möchten und im Gebet begleiten wollen.

Ich darf der Kirche (Institution) kritisch begegnen, aber ich werde nicht aufhören zu beten, mich um meine Gottesbeziehung zu bemühen und die kann auch wachsen auch außerhalb des Gottesdientes und einer konkreten
Gemeindebindung.
Und es gibt viele Formen der Berufung... waren Schlussworte des Gespräches

Roswitha Feige
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Eine junge Vorarlbergerin, die Kulturwissenschaften studiert, ein Wiener Student, der in einem relativ glaubenslosen familiären Umfeld aufgewachsen ist, ein Ministrant unserer Pfarre, 2 junge Salzburger, die als Geschwister jetzt in der Nähe der Pfarrkirche wohnen, ein polnischer Priester, der Deutsch lernt, eine Frau aus der Pfarre St. Augustin, ein älterer Herr aus Mödling, ein aktive Katholikin aus Laa an der Thaya, eine Klosterschwester, die in Niederösterreich in einer Pfarre arbeitet und ich als Pfarrer und Gastgeber haben uns zum Hauskreís versammelt.

„Wie und wo erlebst Du Gott in Deinem Leben?“ – so lautete die Grundfrage.

Routiniert, schnell und mit vielen Worten antworten die einen, zaghaft und zuerst zuhörend erleben sich die anderen. „Darf ich versuchen, in Worte zu fassen, was mich im Glauben und im Leben  bewegt? „ – fragt eine junge Teilnehmerin. Sie versucht Erfahrungen des Lebens mit seinen göttlichen Berührungspunkten und – flächen wiederzugeben. Sehr bewegend! Zuzuhören, die Ansicht stehenzulassen und nicht sogleich dazu die „katholische Antwort“ zu wissen und zu vermitteln, ist manchmal eine Herausforderung! Aber genau so kann der Samen, den Jesus ins Herz eines jungen Menschen legt, in die Erde fallen und langsam zu einer Pflanze heranwachsen. Das ist das geniale einer solchen Runde. So manche haben sich  gewundert, welche Glaubenserfahrungen ein Priester macht, interessiert haben sich alle dafür.

Gemeinsam haben wir zum Abschluss gebetet und gedankt, dass Gott jeden von uns liebt. Wir wollen durch Gebet und Zeugnis einander weiter helfen, die Spuren Jesu in unserem Leben und in der Welt zu entdecken und IHM konkret in der Gemeinschaft der Kirche nachzufolgen.     

Konstantin Spiegelfeld

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Im Vorlauf war es für mich überraschend schwierig „Fernstehende“ für einen solchen Abend zu gewinnen. Wir waren fünf Freundinnen von mir und vier Delegierte, davon ein Priester. Die Freundinnen stellten sich der Kirche näher stehend vor als dies bis jetzt mein Eindruck war. Aufgrund der angenehmen Gesprächsatmosphäre erfuhr ich Teile aus ihrer Lebensgeschichte, die mir trotz jahrzehntelanger Bekanntschaft bis jetzt nicht zugänglich waren.

Wir schlossen mit kurzen Rückmeldungen, die in Form eines Gebetes gestaltet waren und einem spontanen gemeinsam Vaterunser.

Danach blieben alle noch zu einem weiteren gemütlichen Beisammensein mit Essen, Trinken und Plaudern bis 11 Uhr.

Auch späteren Rückmeldungen zufolge war es für meine Freundinnen überraschend so offen und ungehindert über Gott und den eigenen Glauben reden zu können. Auch dass tatsächlich alle zuhören, wenn eine/r redet, war eine positive Überraschung.

Mit lieben Grüßen
Helene Hornich

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